Wasserstoff gilt als Hoffnungsträger der Energiewende. Ob in der Industrie, im Verkehr oder in der Energieversorgung – der unsichtbare Energieträger könnte eine zentrale Rolle in einer klimaneutralen Zukunft spielen. Doch wie nachhaltig und realistisch ist der Einsatz von Wasserstoff wirklich? Ein kritischer Blick auf die Vorteile und Nachteile von Wasserstoff zeigt: Die Technik ist vielversprechend, aber nicht frei von Herausforderungen.
Vorteile von Wasserstoff
1. Klimafreundlicher Energieträger (bei grünem Wasserstoff)
Wird Wasserstoff durch Elektrolyse mit Strom aus erneuerbaren Energien hergestellt („grüner Wasserstoff“), ist er nahezu emissionsfrei. Beim Einsatz – z. B. in Brennstoffzellen – entsteht nur Wasserdampf, kein CO₂.
2. Vielfältig einsetzbar
Wasserstoff ist extrem vielseitig:
- Antrieb von Fahrzeugen (PKW, LKW, Züge)
- Ersatz für fossile Brennstoffe in der Industrie (z. B. Stahlherstellung)
- Langzeitspeicherung von überschüssigem Ökostrom
- Heizenergie in bestimmten Gebäuden (unter bestimmten Bedingungen)
3. Energiespeicher für schwankende erneuerbare Quellen
Wasserstoff eignet sich als Puffer für Wind- und Solarstrom – ideal zur Stabilisierung des Stromnetzes, besonders bei wetterabhängiger Produktion.
4. Unabhängigkeit von fossilen Rohstoffen
Langfristig kann Wasserstoff helfen, die Abhängigkeit von Erdgas, Kohle und Öl zu reduzieren – sowohl ökologisch als auch geopolitisch.
Nachteile von Wasserstoff
1. Hoher Energieaufwand bei der Herstellung
Die Elektrolyse ist energieintensiv: Es gehen 30–40 % der Energie verloren, bevor der Wasserstoff nutzbar ist. Effizienzprobleme machen ihn aktuell oft teurer als Stromnutzung direkt.
2. Transport und Speicherung sind aufwändig
Wasserstoff ist das kleinste Molekül der Welt – er diffundiert leicht und erfordert speziellen Druck- oder Flüssigspeicher. Der Aufbau einer sicheren und flächendeckenden Infrastruktur ist teuer und technisch komplex.
3. Nicht immer klimafreundlich
Aktuell stammt der Großteil des eingesetzten Wasserstoffs aus Erdgas („grauer Wasserstoff“) – dabei wird viel CO₂ freigesetzt. Ohne Umstellung auf „grünen“ Wasserstoff bleibt der Umweltvorteil gering.
4. Wirtschaftlichkeit noch nicht gegeben
Viele Anwendungen – z. B. im PKW-Bereich – sind teurer als Alternativen wie Batterieantriebe. Die Produktion, Speicherung und Nutzung ist aktuell nur in bestimmten Nischen ökonomisch sinnvoll.
Fazit: Wasserstoff mit Bedacht einsetzen
Wasserstoff ist ein wichtiger Baustein für die klimaneutrale Zukunft – aber kein Allheilmittel. Besonders in Industrie, Schwerlastverkehr und Energieversorgung hat er großes Potenzial. Für private Haushalte oder den Pkw-Alltag ist er oft weniger effizient als direkte Stromnutzung.
Kluge Strategie: Wasserstoff dort einsetzen, wo es keine sinnvollen Alternativen gibt – und dabei auf grünen Wasserstoff setzen. Nur so wird der Energieträger wirklich nachhaltig.